Achtung Textwüste - nur für Technik-Interessierte
So - Teile angekommen. Der Einbau der Gleitbuchsen und des Simmerrings war einfacher als erwartet. Wichtig ist Sauberkeit und langsames Arbeiten, damit nicht durch hektische Bewegungen irgendwo Macken entstehen, die zu Spänen führen können.
Der kritischste Punkt ist wohl noch der Einbau der unteren Ölstop-Hülse. Die wird von unten in's Standrohr eingesetz und darf beim Einführen des Standrohrs in das Tauchrohr (mitsamt vorsichtigem "Einfädeln" des Standrohr-fixen Gleitrings) nicht herausfallen. Ansonsten liegt sie unten um Tauchrohr quer, das Standrohr dengelt drauf und dann sieht sie wohl aus, wie meine alte eben ausgesehen hat.
Mit einem extra gebastelten Tool nach dem zugfacxhen Entlüften das Luftpolster penibel auf 140 mm eingestellt, Simmerring mit Silikonfett und darüber eine dünne Lage GGV "gefüllt", alles gut.
Vorher war das linke Bein hakelig laufend, hatte Spiel, 'ne vermackte und teilzerspante Ölstopphülse, kohlrabenschwarzes Öl.
Nun läuft es nur mit geölten Gleitringen (noch ohne Ölfüllung und Dämpfung) spielfrei und butterweich. So weit, so gut.
Mit Öl (und noch ohne Dämpfung) merkt man schon eine gewisse Dämpfung durch Spalten zwischen Stand- und Tauchrohr, aber nur leicht, sehr gleichmäßig und ohne spürbare Losbrechkraft. Mit montierter Dämpfung ist eine solche auch bei noch komplett geöffneter Druckstufe
deutlich spürbar (ist ja klar), aber ebenfalls gleichmäßig und "sämig". So weit, so gut.
Das Öl rechte Seite sah eigentlich sehr gut aus, relativ klar, also kein Verdacht auf übermäßigen Verschleiß nach ca. 13.000 k seit der letzten Überholung. Der Versuch, die untere Schraube zu öffnen, scheiterte kläglich und endete trotz passablem Werkzeug mit einem "Innenrundkopf".
Irgend jemand hat das Ding brutal angeknallt - nix 20 NM Da muss ich also demnächst bei.
Dennoch sicherheitshalber entleert, mehrfach mit Waschbenzin gespült und durchgepumpt - keine Fremdkörper zu finden, schon die erste Spülung war glasklar.Ohne Öl war hier ein minimales "hakeln" zu spüren, also ein nicht ganz widerstandfreier Lauf. Aber vermutlich noch absolut im grünen Bereich.
Also erst den Simmerring (SKF) mit einem selbstgebastelten Simmerringreiniger reihum angehoben und etwas GGV in den entstandenen Spalt laufen lassen. Schon besser
Frisches Öl rein, Bein läuft spielfrei aber nicht ganz so seidig wie nun die linke Seite, aber für mein Empfinden OK bis gut. Also demnächst neue Buchsen und eine neue Schraube.
Interessant: Links war zwischen Feder und Federhülse noch eine ca. 3 mm starke Kunststoff-Scheibe verbaut - rechts nicht.Absicht? Jemand vergessen? Vielleicht bringt eine Anfrage bei Öhlins Klarheit.
Die notwendige Federvorspannung war ja schon grob bekannt, also habe ich beide Beine auf 6 Umdrehungen eingestellt.
Bei Belastung mit 60 kg federn beide Holme aber etwas unterschiedlich ein (eventuell wegen des einseitigen Kunststoffinges?)- mit links 5 und rechts 7 Umdrehungen passt's dann. Also quasi die Beine auf gleiches Einfedern in der Basis des Arbeitsbereiches "feinjustiert".
Beide Beine laufen nun - manuell und senkrecht von oben balastet - Tip-Top.
Ach so - Rundlauf-Abweichung beider Standrohre zwischen 0,02 und 0,03 mm - nicht schlecht.
Danach die Beine penibelst eingebaut, alles gereinigt, Achse kontrolliert und gefettet und penibel und mehrfach entspannt.
Alle Anlageflächen Faust links-Achswulst-Radlagerlinks-Radlager rechts-Distanzhülse - Faust rechts sind eben und mackenfrei.
Beim Einbau gleitet die Achse sauber durch alle 3 Durchführungen und lässt sich ohne montierte Stirnschraube leicht und gleichmäßig drehen. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, das nun alles gut ist.
Und dennoch - sobald alles eingebaut ist, spricht die Gabel an, als wäre Harz statt Öl drin. Deutlich besser als vorher (nach dem Einfedern kommt sie sogar wieder ein Stück zurück ), aber immer noch teigig - harzig.
Die erste Probefahrt ergab ein besseres Verhalten als vorher, aber weit entfernt von gut. Extrem fällt das auf (man gewöhnt sich ja an alles), wann man mal andere Bikes mit anderen Gabeln fährt - das ist eine völlig andere Welt.
Die 14 Jahre alte F800 mit ihrer offenbar ähnlich aufgebauten (und sicher unterdämpften) Gabel hat dagegen ein Ansprechverhalten wie von einem anderen Stern. Und andere Mopeds auch.
Also die Beine einzeln arbeiten gut (senkrecht belastet), bei der Montage gibt's keine Auffälligkeiten - vorerst bin ich mit meinem Latein am Ende.
Wenn mir die Tage nix mehr einfällt, brauch ich wohl professionelle Hilfe. Nur dieses Mal von jemandem, der was davon versteht UND sorgfältig arbeitet. Scheint heutzutage selten zu sein.
Bisherige Ansätze:
- Prüfen, ob alle Anlageflächen im Bereich Achse wirklich parallel sind (soweit ich das umsetzen kann)
- Test (im Stand, nicht fahrend) mit abgekoppelten Kartuschen (also ganz ohne Dämpfung)
- Versuchen, die einzelnen Gabelbeine mal unter seitlicher Belastung ein- und auszufahren.
- Videoanalyse mit Kinovea - vielleicht fällt da noch eine mögliche Ursache in's Auge)