Servus Freunde des gepflegten Motorradfahrens
Nach 10 Jahren und 115000 km auf einer R850R und 2 aufregenden Jahren mit einer Ducati Supersport, ist mir letzten Herbst eine /5 zugelaufen.
Wie bei vielen von uns begann meine Zweiradkarriere mit eine einer 50er. Bei mir war es eine blaue Zündapp. Den 1er Führerschein hatte ich zusammen mit dem 3er gemacht, hatte aber nie ein eigenes Motorrad besessen. Mein Bruder kaufte sich dann mal eine 125er Vespa für sein Wohnmobil. Nach einer Probefahrt war es um mich geschehe, der Virus der seit meiner Jugend in mir schlummerte brach wieder aus. Immer öfter besuchte ich die Internetseiten der Hersteller, durchstöberte die Gebrauchtmärkte und las eine Vielzahl vom Motorradzeitschriften. Schließlich konnte ich auch meine Frau von meinem Vorhaben, ein Motorrad anzuschaffen, überzeugen. Zum Geburtstag schenkte sie mir 4 Fahrstunden zum Auffrischen, bei einer auf Motorrad spezialisierten Fahrschule. Wenige Wochen später habe ich die R850R gebraucht kaufen können. Ich würde sagen, typischer Späteinsteiger.
Die /5 habe ich letztes Jahr bei den BMW Days das erste Mal gesehen und sie hat mit gleich sehr gut gefallen (wie ich hier schon gelesen habe, können das viele von euch nicht nachvollziehen, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden). Ein Wiedersehen gab es letzten Herbst als die Ducati bei 30000 km zum Desmo Service und zum Austausch der Kette inklusive der beiden Ritzel musste. Zwei Tage später erstmal Schockstarre, als ich die Rechnung für den Service präsentiert bekam. In meinem Augenwinkel sah ich drei /5 im Showroom stehen. Keine Kette, keine Steuerriemen, robuste Technik, gut zugängige Ventile die man selbst einstellen kann, schoss es mir durch den Kopf. Da wurde die /5 immer schöner und schöner. In dem Moment sprach mich zufällig(?) der Chef des Hauses an „Du siehst aus, als wolltest Du Dich verändern“ und er könne mir ein gutes Angebot für unterbreiten. Als erstes eine ausführliche Probefahrt mit der /5. Ja die /5 ist anders als die Duc, aber sie ist ein ebenso charakterstarkes Motorrad, das viele Emotionen beschert. Nun war guter Rat nicht ganz so teuer, da mir der Händler ein gutes Angebot für die Ducati machte. Es war Samstagmittag und ich wollte noch über das Wochenende überlegen. Da ich auch etwas mit der UGS liebäugelte, bekam ich über das Wochenende eine UGS zum testen mit. Die war jedoch schnell aus dem Rennen, da mir auf der Heimfahrt bereits nach 45 Minuten der Hintern weh tat.
Das ganze Wochenende drehten sich meine Gedanken im Kreis. Immer wieder um dieselben Themen.
Die /5 hat einen tollen Bumms von unten, dafür zündet die Duc ein Feuerwerk, wenn sie über 6500 Umdrehung kommt. Das Fahrwerk kommt an die öhlins-bestückte Duc nicht ran. Dafür kann man mit der /5 auch mal gemütlich, wenn man in entsprechender Stimmung ist. Das geht mit der Duc gar nicht. Ob man will oder nicht, spätestens nach einer viertel Stunde hat man wieder das Messer zwischen den Zähnen. Da ist die Duc etwas fordernd und anstrengend und man ahnt, warum sie das Wort „Sport“ im Namen trägt. Die /5 ist robust und zuverlässig, die fahr ich locker 100000 km. Ich hatte keine Probleme auf den 30000 km mit der Duc, wenn man in den entsprechenden Foren nachließt, findet man Maschinen mit solchen Fahrleistungen durchaus, aber selten.
Die Servicekosten der /5 sind zwar auch nicht gerade günstig, aber die Technik ist ähnlich der R850R, da konnte ich vieles selbst erledigen und es gibt ausführliche Reparatur – und Wartungsbücher für die Zeit nach der Gewährleistung.
Für die Duc gibt es ein paar Anleitungen und Videos im WWW. Die Duc erscheint mir komplizierter und ich habe keine Erfahrung damit. Bei meinen Fahrleistungen muss ich dann wohl alle 2 Jahre einen 4-stelligen Betrag für den Service abdrücken. Will ich das? Äh kann ich das? Seit Herbst bin ich Rentner.
Nach einem bewegten Wochenende rief ich am folgenden Montag meinen Händler an und am Dienstag konnte ich glücklich die Maschine in Empfang nehmen.
Eigentlich wollte ich mich nur kurz vorstellen und jetzt ist zu einem kleinen Roman geworden. Es liegt wahrscheinlich daran, dass es regnet und ich nicht fahren kann.
Ich danke allen, die bis zu den letzten Zeilen durchgehalten haben, ihr seit vermutlich die Langstreckenfahrer unter uns.
Weiterhin immer gute Fahrt und gsund bleim.
Oliver