Telegabel: fertigungsabhängige Justage erforderlich ?!.

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  • Moin,

    nachdem ich im Vorfeld der Anschaffung meiner R NineT Scrambler schon die diversen Beiträge & Abhandlungen über Ver(schlimm)besserungen bezüglich der Telegabel gelesen hatte, wurde mir ja Angst und Bange (nein, nicht wirklich) was für einen Mist ich mir da ins Haus holen würde.

    Zumal bei dem Einen oder Anderen nicht einmal das Upgrade auf höherwertige Kartuschen ohne Nachwehen Abhilfe geschaffen hatte.

    Seit ich 1975 das erste Vorderrad nach einem Reifenwechsel wieder eingebaut hatte, wurden mir die Abhängigkeiten und letztlich die Erkenntnisse bezüglich der dabei möglicherweise zu verursachenden Verspannungen zuteil.

    Demzufolge war mein erster Schritt (neben der Überprüfung, wie geschmeidig sich die Gabel überhaupt bewegen lässt), die rechte Achsfaust funktionsverbessernd auszurichten.

    Der nächste Schritt, der wieder ein my Verbesserung mit sich brachte, betraf die freie Ausrichtung der Gabelbrücken zueinander. Dazu die Klemmschrauben der oberen Gabelbrücke gelöst, sowie die Schrauben der vorderen Radabdeckung (= Gabelstabilisator).

    Zu Zeiten meines Erwerbslebens hatte ich jeweils den vorhandenen Scheinwerfer abgebaut, und mit einer präzisionsgefertigten Platte die Parallelität der Gabelholme 'ausspioniert'. Mangels Zugang zu solchen Werkstücken habe ich es nunmehr beim Lösen, etwas, äh, hin- und herjackeln des Vorderbaus mit anschließendem Anziehen der Schrauben belassen. Noch ein my? Nicht wirklich wahrnehmbar.

    Die Gabel arbeitete zwar seit Erhalt des Motorrades durchaus zufriedenstellend, allerdings in der oberen Ausfederendlage wahrnehmbar nicht frei, sondern blieb irgendwie in irgendeinem Widerstand stecken (kein gleichmäßig reproduzierbarer Ausfederpunkt).

    Etwas Öl unter die Abstreifringe gebracht, und schon war es ein klein wenig besser.

    Zudem vertrete ich die Ansicht, dass sich wahllos aus der laufenden Produktion zusammengestellte Komponenten (wir unterhalten uns hier schließlich über BMW Großserie und nicht über ein handverlesenes Fahrzeug von Ferrari) erst einmal zueinander finden/einlaufen und ihre fertigungsbedingten Oberflächenrauigkeiten egalisieren müssen.

    Irgendwann funktionierte das mit dem Öl nicht mehr nachhaltig, zudem hatten sich unter den Faltenbälgen partiell steife Anhaftungen eingefunden. Also Vorderrad entlastet, Faltenbälge hochgebunden und die Standrohre bis unter die Abstreifringe gereinigt. Anschließend eine hauchdünne Schicht Molykotepaste aufgetragen.

    Funktionell war das nachhaltiger als das Öl, führte zu keinerlei steifen Anhaftungen und ist und bleibt nach wie vor drauf.

    Da ich zwischenzeitlich immer recht ausgiebig unterwegs war, hat der Scrambler mittlerweile geschmeidige 5000+ Kilometer auf dem Zählwerk.

    Bei meiner gestrigen (recht kühlen) Morgenrunde war mir dann die wieder etwas stuckeriger gewordene Funktion der Gabel aufgefallen.

    Also nochmal hingesetzt und bezüglich der Abhängigkeit der Fertigungstoleranzen sinniert. Und erstmalig den Halter der Vorderradabdeckung nicht stumpf festgeschraubt (muss gelöst werden, damit die Faltenbälge hochgeschoben werden können), sondern erst einmal die Auflageflächen ausspioniert. Dabei lag eine Seite 3/10 mm tiefer als die andere. Ob diese Abweichung nun in den Auflageflächen an den Tauchrohren zu suchen ist, oder an denen des Halters habe ich nicht ermittelt.

    Dafür habe ich das Vorderrad entlastet, die Klemmungen der Brücken auf der betroffenen Seite gelöst und dann die Schrauben vom Halter angezogen. Anschließend die Schrauben der Gabelklemmungen wieder angezogen.

    Funktionsprobe gemacht und: Bingo !

    Die Gabel arbeitet spürbar leichter und lässt bei der bekannten Druckprobe auf den Tank auch nach mehreren Versuchen nicht nach.

    Das war so nach den vorangegangenen Maßnahmen nicht derart uneingeschränkt frei ausgeprägt.

    Da es hier gerade mal wieder die Straßen nassgeschifft hat, muss die Fahrprobe leider noch etwas warten. Die Trockenübung ist jedenfalls ausgesprochen vielversprechend ausgefallen.

    Letztlich soll diese Abhandlung nur dazu beitragen, der originalen Gabel mehr Funktionalität angedeihen zu lassen, sofern das ermittelte Niveau passt.

    Das muss ich nun auch noch einmal an der nun wohl endgültig widerstandsfrei arbeitenden Gabel nachermitteln. Möglicherweise hat sich dadurch sogar mein Ansatz mit den Vorspannhülsen erledigt.

    BlackStar

  • Danke für die Schilderung - meine Rede :lachen : Bevor man an Verbesserungen der (fraglos verbesserungswürdigen) Dämpfung rangeht, sollte man sich erst mal die Basisgabel (Standrohr-Tauchrohr-Feder) und deren Einbau anschauen.

    Ich hatte 2 verschiedene Telegabeln und noch einen zusätzlichen Satz Standrohre - alle liefen ohne Nachbehandlung sehr unterschiedlich - nur eine wirklich gut.

    Dann kommt der verspannungsfreie Einbau und wenn das alles funktioniert, kann auch erst eine ordentliche Dämpfung ihre Vorteile richtig ausspielen. Über die kann man dann wieder prima streiten :lachen

    Einmal editiert, zuletzt von nineT-mile (6. Juli 2021 um 12:20)

  • Moin,

    nachdem die Straßen gestern Abend wieder gut trocken waren, habe ich mich auf einer kleinen Abendrunde (80 km) von der deutlich besseren Arbeitsweise der Gabel überzeugen wollen und können.

    Ja, die Nacharbeit war lohnend und erfolgreich !!!

    Da ich dem Frieden allerdings nicht so ganz getraut habe, ging es heute um 7.oo Uhr auf eine ausgedehntere Morgenrunde (255 km) von der ich gerade höchst zufriedengestellt zurück bin.

    Meinen Erprobungsschwerpunkt hatte ich auf das Bückeburger Land gelegt, da dort seit Jahr und Tag der Straßenbau vernachlässigt wurde, und sich somit nahezu das gesamte Straßennetz dort in einen Flickenteppich der Kategorie 3ter und 4ter Ordnung verwandelt hat.

    Kein Vertun, das nachjustierte Gabelgebilde ballert souverän und geschmeidig über 98 % dieser Schlechtwegestrecken unbeeindruckt und voller Bewegungsfreude hinweg. Zwischenzeitlich noch die eine oder andere Korrektur am Federbein vorgenommen und dadurch eine gute Ausgewogenheit zur 'neuen' Front herbeigeführt.

    Damit kann ich zumindest für den Landstrassenbetrieb abseits der Jagd nach Pokalen und Bestzeiten aussagen, dass BMW hier etwas absolut Brauchbares konstruiert und verbaut hat. Jetzt müssen die nur noch dafür Sorgen, dass der Atze und sein Kumpel in Berlin ihren Job etwas sorgfältiger erledigen, damit das Produkt beim Kunden auch von vornherein so geschmeidig arbeitet, wie es konstruktiv vorgesehen ist!

    Dazu möchte ich aber nicht unerwähnt lassen, dass die Gabel des von mir gefahrenen Vorführers tatsächlich ein gutes Stück besser arbeitete, als das Teil, das sich bei Übernahme in meinem Moped befand.

    Trotz der nun untadeligen Arbeitsweise werde ich in der winterlichen Fahrpause das Teil mal zerlegen um möglichen Abweichungen, die für diese Verspannug verantwortlich waren auf die Schliche zu kommen.

    BlackStar