Mit meinem Fahrwerk bin ich immer noch nicht so ganz zufrieden.
Trotz Öhlins und Wilbers (Bilstein war auch schon mal drin) kommt mir das Hinterrad immer mal wieder holprig vor, verliert den Bodenkontakt.....
Konstruktion, ungefederte Massen, Federhärte, Setup, Losbrech"moment" - genauer Losbrechkraft........??
Meine fast schon antike F800 aus 2006 mit ebenfalls nahezu linear angelenktem Serienbein bügelt Unebenheiten irgendwie erheblich geschmeidiger ab, ohne schwammig zu wirken. Dabei hat sie mit 140 mm am Heck ebensoviel Federweg wie mein Scrambler mit Serienbein, sogar 20 mm weniger als das Wilbers 642+15mm. Also doch die hohe ungedederte Masse des Kardan? Hat also z.B. eine R1200 R (ohne ESA) das gleiche Problem?
Oder stimmt was anderes nicht? Auch die im allgemeinen als eher "rennstreckentauglich abgestimmt" bezeichnete Streety RS bügelt gefühlt besser, mit stabilerem Bodenkontakt.
Für mich fühlt es sich so an, als würde das Heck auf Unebenheiten zunächst mal recht sensibel reagieren, aber nach eher kurzem Weg fast schon auf Block gehen. Schlaglöcher /Vertiefungen bereiten mir dabei eigentlich keine bis wenig Probleme, aber kurze Erhebungen im Asphalt scheinen immer noch irgendwie durchzuschlagen, egal mit welchem Bein und egal mit welchem Setup.
Um der Sache etwas weiter auf den Grund zu gehen, habe ich mal eine simple Vorrichtung gebaut, um den tasächlich genutzten Federweg während der Fahrt am Heck zu messen: Eine Stange am Hinterbau senkrecht nach oben, ein Flachstahl mit Loch unter dem Sattel, 2 Moosgummi-Ringe als Indikatoren, mehr brauchts dafür nicht.
Beim Einfedern des Hinterbaus bewegt sich die Stange durch das Loch im Flachstahl, die Moosgummi-Ringe "speichern" dabei die Maximalpositionen.
Entgegen dem bekannten Kabelbinder am Gabelrohr sogar das maximale Ausfedern.
Zuerst habe ich auf der Stange 3 Positionen mit Edding markiert: Maximal ausgefedert, Bike ohne Last und Bike mit Fahrer. Der aktuell eingestellte Negativ-Federweg beträgt 43/160 mm, zumindest mal nicht grob verkehrt.
Gefühlt wird der zur Verfügung stehende Federweg trotz 130er Feder (Scrambler mit Sachs 120er bei 140 mm, NineT mit Sachs 160er mit 120 mm)
nicht wirklich genutzt, um die Harten Spitzen abzufangen. Ob das aber so auch stimmt? Nebenbedingung: Ich habe einen 1Sitzer, kein Gepäck und bringe komplett ca. 90 kg auf den Sattel, wovon in normaler Sitzposition ca. 70 kg auf dem Hinterrad lasten.
Also eine erste Testrunde unter Extrembedingungen: Zug- und Druckstufen-Dämpfungen voll geöffnet Nur um zu sehen, ob die Feder bei geringstmöglicher Dämpfung an ihre Grenzen kommt und die gespürten harten Spitzen eventuell ein Anschlagen des Dämpfers an seiner Endposition signalisieren. Die Fuhre fühlt sich dabei schon merkwürdig an - so, als würde das Hinterrad in Kurven irgendwie verzögert hinterherkommen. Soll ja aber extrem sein, nicht schön Ein übles Nachwippen hätte ich zwar vermutet, konnte es aber nicht fühlen.
Teststrecke: Ca. 30 km meiner Lieblings-Holperstrecken: Flickenteppiche, einige kurze Aufwürfe im Asphalt (5-6 cm hoch, um die 10 cm lang - gibt's hier haufenweise), verschiedene Varianten von Speedbumpern, engere Kurven, Kreisverkehre, echt üble Bahnübergänge. Dabei ganz bewusst wie ein nasser Sack im Sattel geblieben, eben um die Feder maximal zu belasten. Dazu sei gesagt, daß viele Experten (u.a. Raisch, Bilstein, Wilbers) meinen, eine 130er Feder wäre da zu weich für mein Gewicht.
Ergebnis:
Federweg 130N - Dämpfungen voll geöffnet, Wilbers 642 mit 160 mm.jpg
Trotz völlig offener Dämpfung, extrem passivem, sackartigem Fahren, übler Strecken und offensivem Mitnehmen aller auffindbarer Unebenheiten bei verschiedenen Geschwindigkeiten kommt das Federbein beim Ausfedern nicht an den oberen Anschlag, auch wenn nur noch wenige mm übrig bleiben. Ist für eine komplett offene Zugstufe denke ich OK.
Beim Einfedern verbleiben sogar noch erhebliche Reserven: Nur 115 von 160 mm werden insgesamt genutzt, mehr konnte ich beim besten Willen nicht provozieren. Zieht man die 43 mm ab, welche die aufgesessene Ruheposition darstellen, werden für das Abfedern von Aufwürfen gar nur 72 mm genutzt - 118 mm könnten es sein - und das unter diesen Extrembedingungen Schon merkwürdig, stützt aber eben das Fahrempfinden.
Ausgehend davon, daß jede "normale" Einstellung der Dämpfung diesen Weg natürlich noch weiter reduzieren würde.
Erstes Fazit daraus: Für meinen Betriebsmodus "Solo auf oft schlechten Straßen ohne sportliche Ambitionen" ist die 130 N/mm Feder nicht zu weich, sondern zu hart. Sie bietet Reserven, die ich nicht brauche. Und ich werde wohl kaum sportlicher fahren, wenn das Hinterrad jetzt schon öfter mal den Bodenkontakt verliert - incl. kurzem Aufheulen des Motors.
Sollte es jemand auf's Wilbers schieben wollen: Auch wenn es gefühlt im Vergleich zum Neu-Zustand etwas nachgelassen hat, das Bilstein mit 140er Feder und erst Recht das Sachs mit 120er Feder (beide ca. 140 mm Federweg) waren da keinen Deut besser.
Es geht mir auch nicht um Bewertungen, sondern erst mal um Grundverständnis und Datensammlung mit Ziel Optimierung.
..to be continued.